Die Chronik des FC Haidhausen
FC Haidhausen: Beginnen muss ein Rückblick aufs Vereinsleben eigentlich mit der Frage: Was war ausschlaggebend für die Gründung?
Die Antwort ist einfach. Es gab in Haidhausen – obwohl dort schon einige Sportvereine in der weiteren und näheren Umgebung ihr fußballerisches Unwesen trieben – immer noch genügend junge Männer, die für sich selbst in sportlicher Hinsicht nicht viel oder gar nichts taten. Einige Unentwegte, die an dieser traurigen Tatsache rütteln wollten, trafen sich im Jahre 1963 im Lokal „Stapfer“ und gründeten hier wagemutig einen Verein mit dem Namen „FC Haidhausen“.
In Anlehnung an die bayerische Landesfarbe und ihre eigene Urständigkeit wurden die Vereinsfarben weiß-blau gewählt. In offener Wahl wurde aus 25 Mann die erste Vorstandschaft ernannt: Herr Heinrich Brunner Herr Stefan Ochs Herr Adolf Schäfer Herr Franz Heigel Herr Peter Miehle.
Auf dem Trainingsgelände des TSV 1860 München wurden die ersten Freundschaftsspiele, wie gegen Firma Konen, Kugelfischer usw. ausgetragen. Ein Vierteljahr nach Vereinsgründung stieß ein unvergessener Kamerad, Berti Plußsollner zu unserem Klub. Nachdem man bald erkannte, dass er ein beispielloses Organisationstalent besaß übergab man ihm das Amt des technischen Leiters. Bis zu seinem Tode war er maßgeblich am Aufbau des Vereins beteiligt. Seine Überzeugungskraft der Mannschaft gegenüber konnte oft Berge versetzen.
Zum gleichen Zeitpunkt konnten wir auch den damals dem SC Bavaria angehörigen Spieler Willi Forster als Spielertrainer gewinnen. Unsere Suche nach einem geeigneten Sportplatz hatte schließlich bei den Münchner Kickers an der Wasserburger Landstraße Erfolg.
Die Vereingründung sprach sich relativ schnell in Haidhausen herum. Schon nach kurzer Zeit musste eine zweite Mannschaft gegründet werden, damit jedes Mitglied Gelegenheit hatte, sein fußballerisches Können zu beweisen. Als der Verein aber einmal ordentlich angemeldet war und der Kampf um Punkte und Tore begonnen hatte, stellte sich schnell heraus, dass es mit dem Können der FCHler noch nicht so weit her war. Zumindest anfangs nicht. Allmählich aber mauserte sich die Mannschaft vom obligatorischen Prügelknaben zu einer Mannschaft, die an der Spitze mitreden konnte.
Wegen Überlastung des Sportplatzes mussten wir uns nach drei Spieljahren erneut um eine Sportanlage bemühen. Nach verschiedenen Gesprächsverhandlungen mit dem SC 1906, SV Bavaria, sowie dem Sportamt München wurden wir Nutznießer der Sportanlage an der St.-Martin-Straße. Der Spielbetrieb war somit wieder gesichert und mit dem Sportkameraden Johann Floßmann als Trainer warb man um Anhänger in der neuen Umgebung.
In den Jahren darauf klappte jeweils der Saisonbeginn recht passabel, doch musste die Mannschaft nach furiosem Start später immer wieder Federn lassen.
Die ersten Schritte waren aber schnell gemacht. Der Verein wurde größer und so sahen wir uns aus raümlichen Gründen gezwungen, Ausschau nach einem neuen Vereinslokal zu halten. Schon bald und mit der Unterstützung von Berti Plußsollner fanden wir die Gaststätte „Unterfahrt“ als Vereingaststätte. Der damalige Wirt Johann Käfer, arrangierte sich zum Vorsitzenden des FCH und trug durch seine Popularität wesentlich zur finanziellen Festigung des Vereins bei. Er übte sein Amt zwei Jahre aus. 1966 zog man in die Gaststätte „Nussdorf“ um.
Auf Grund seiner langjährigen Erfahrung im Fußballsektor wurde Franz Kölbl an die Spitze des Vereins gewählt. Herr Kölbl war mehre Jahre ein führender Vereinsfunktionär. Als er aus beruflichen Gründen sein Amt niederlegte, waren sich alle Vereinsmitglieder einig, dass Herr Kölbl als Anerkennung für seine Dienste zum Ehrenvorstand ernannt wurde.
Schnell hat man sich beim FC Haidhausen zur Erkenntnis durchgerungen, dass der Sport selbst nicht der alleinige Sinn einer Vereinsgründung sein konnte.
Eine Vereinszugehörigkeit soll weiter gehen. In unserer schnelllebigen Zeit, wo jeder mit sich selbst am meisten zu tun hat, muss die Geselligkeit besonders gefördert werden. In einer Gesellschaft gibt es neue Anregungen, andre Meinungen. Durch Diskussionen über Probleme, verschiedene Themen, lernt man sich besser kennen und kann seinen Mitspieler besser verstehen lernen.
Unter diesen Gesichtspunkten wurden die Vereinsabende intensiviert. Zuerst ging natürlich die Sportliche Ertüchtigung im Training voraus. In der Versammlung wurden dann die einzelnen Punkte erörtert. Da zieht der Präsident, bescheidener gesprochen der Vorstand, ein Resümee des vergangenen Spieles.
So mancher der Zuhörer steckt seinen Kopf schuldbewusst unter den Tisch. Glaubt man nun als Mitglied die Predigten seien vorbei, dann täuscht man sich sehr. Der Trainer bringt nochmals stimmgewaltig und mit unmissverständlichen Gesten seine Rügen vor. Jeder Spieler wird gelobt und kritisiert. Auch die Zuschauer, die sich durch unplacierte Zwischenrufe und mangelndes Sachverständnis auf dem Platz hervorgetan haben, werden nicht vergessen.
Endlich erhebt sich der erste Vorstand nochmals und leitet mit einem kräftigen dreifachen „hipp-hipp-hurra“ den gemütlichen Teil ein. Sofort hört man unter den Mitgliedern die Rufe nach Karten.
Ist dann zu vorgerückter Stunde genug gespielt, geredet und getrunken, rüstet sich der Kreis langsam zum Aufbruch. Einige Mitglieder aber flüstern und tuscheln miteinander, beschließen noch einen kleinen Abstecher. Man hat ja gegenüber der ausharrenden Ehefrau zu Hause ein Alibi. Auf deren drängende Fragen erklärt man, die Versammlung hat wieder so lange gedauert.
Apropos Spielerfrauen! Sie haben die ganze Saison über wirklich nichts zu lachen. Entweder jeden Sonntagnachmittag zu Hausen bleiben oder dem Spiel ihres Göttergatten bei jedem Wetter zuzusehen. Sie tragen ihr Schicksal mit Fassung.
Diese Spielerfrauen sind die eigentliche Seele des Vereins!
Damit die Damen trotz der Ausflüge ihrer Fußballgatten bei Laune gehalten werden, veranstaltet man zu gegebener Zeit ein Damenkränzchen bei Kaffee und Kuchen. Die Damen werden wieder etwas sanfter und haben mehr Verständnis und Nachsicht für die Leidenschaft ihres Mannes oder Freundes. Mit dieser kleinen Aufmerksamkeit sind die Damen aber noch nicht vergessen oder geködert. Bei den jährlichen Weihnachtsfeiern sieht sich die Vorstandschaft veranlasst, jeder Dame ein Präsent zu überreichen.
Weil gerade von Weihnachten gesprochen wird, gehen wir doch noch kurz auf die dazugehörige Feier ein. Da sucht der Vorstand verzweifelt nach dem Manuskript seiner Vorjahresansprache, die er mit viel mühe und Intellekt umbauen muss. Der Wendlinger poliert sein Nikolausgewand auf und hat Schwierigkeiten mit seinem Bart. Über jeden Spieler sind Stegreifgedichte verfasst. Der Verein beschert die Spieler mit netten Geschenken. Auch die Mannschaften zeigen sich der Vorstandschaft gegenüber in großzügiger Form erkenntlich. Nach dem offiziellen feierlichen Teil, wird das Tanzbein geschwungen – fast wie auf einem Faschingsball. Nebenbei bemerkt: Faschingsbälle des FCH sind immer gelungen und ein voller Erfolg. Die Mitglieder kommen in den verschiedenstartigen Kostümen und Masken, so dass bald eine gute Stimmung aufkommt. In der Fastenzeit wird es auf nicht langweilig. Hier steht der alljährliche Starkbierbesuch auf dem Programm. Die Frühjahrmüdigkeit wird mit dem edlen Stoff aus den Gliedern vertrieben. Auch ein Wies’n-Besuch ist hier ein halbes Jahr später, je nach Finanzlage, immer drin.
Viele Mitglieder sind Skifahrer und man kann sich auch hier anschließen. Auch Floßfahrten werden, zwar nicht vom Verein, aber doch mit Beteiligung von Mitgliedern durchgeführt.
Beim Arrangieren eines Grillfestes trägt jedes Mitglied zum Gelingen bei. Der eine stellt den Holzkohlengrill zur Verfügung, der andere besorgt zum Vorzugspreis die Holzkohle. An einem schönen sommerlichen Sonntag steigt dann der Schmaus an einem See. Jedes Mitglied ist eingeladen und man folgt der Aufforderung mit Ehefrau, Kindern, Freundinnen, Hunden und anderen Kleingetier in reichlicher Zahl.
Die Herren betätigen sich als Köche, so dass die Frauen wirklich den Tag genießen können. Die Kinder können herumbalgen und spielen.
Es soll hier nur ein Abriss aufgezeichnet werden, wie vielgestaltig ein Vereinsleben ist. Abschließend kann gesagt werden: Beim FCH fühlt man sich wohl!
Am 23.5.2008 fusioniert der SC 1906 von München e.V. mit dem FC Haidhausen zur neuen SpVgg 1906 Haidhausen e.V. auf dem legendären 06er Platz.